Sonntag, 14. Juni 2020:
Mit verrückten Ideen in die Zukunft!
Als ich vor ein paar Tagen mein Übernahmegespräch beim Bistum Aachen hatte, wurde ich gefragt, wo ich mich in 10-15 Jahren in der Kirche sehen würde. Mit dieser Frage war ich zuerst total überfordert. Ich bin 30 Jahre alt, in 15 Jahren bin ich 45; das ist ein völlig neuer Lebensabschnitt. Und nicht nur bei mir verändert sich in diesen 15 Jahren vermutlich eine Menge, auch die Kirche, mein Arbeitgeber, wird wohl nicht mehr dieselbe sein wie heute. Genau wie sich die Gesellschaft verändert, wird sich die Kirche verändern; das hat uns vor allem der Corona-Lockdown deutlich bewusst gemacht: Die Kirchensteuereinnahmen brechen ein, die Gottesdienste werden kaum noch besucht (aktuell ist es ohnehin total umständlich an einem Gottesdienst teilzunehmen).
Nicht direkt gute Nachrichten, aber doch zumindest interessante kommen aus den Niederlanden. Dort ist der Rückgang der aktiven Kirchenmitglieder deutlich weiter fortgeschritten als bei uns: Schon seit Jahren werden schlecht besuchte Kirchengebäude an Privatunternehmen und Investoren verkauft oder vermietet. In den Kirchen werden fortan statt Gottesdienste, Bücher angeboten; Hotelbetriebe bieten Übernachtungen in zentraler Lage an; an Kletterwänden kann man die Kirchenmauern erklimmen und vieles mehr.
Eine Kollegin hat mir neulich ein Foto geschickt von einer Kirche, die jetzt als Fitnesshalle genutzt wird. Am Eingang stehen die Worte: "Basic-Fit"
So traurig die Umnutzung von Kirchengebäuden auch ist, finde ist das Ideenpotential, welches darin steckt, echt interessant: Wo früher Lesungen vorgetragen worden sind, gibt es heute selbst etwas zu lesen. Wo früher über den Geist meditiert worden ist, ruhen sich Menschen heute aus. Wo früher seelische Erbauung stattgefunden hat, gibt es heute körperliche Ertüchtigung.
Körper, Geist und Seele sind eng miteinander verbunden. Ein Körper ist nichts ohne eine Seele und die Seele wohnt im Körper, darum ist es wichtig, beides zu pflegen.
Eine andere Kollegin von mir beschäftigt sich schon seit längerem mit Yoga. Yoga hat auch zum Ziel Körper und Geist zu stärken. Vielleicht bietet sich hier für die Kirche eine Chance in der Zukunft: Angebote für Geist, Seele und Körper. Stehen, Knien, Sitzen im Wechsel machen wir ja schon... Die "Basics" sind also schon vorhanden, fehlt nur noch das "Fit"-Machen :-)