Mittwoch, 29. April 2020:
Corona-Knigge
Der deutsche Schriftsteller Adolph Freiherr Knigge kam 1788 auf die Idee ein Buch zu schreiben, welches sich mit "guten Umgangsformen" auseinandersetzte; es trägt den Titel "Über den Umgang mit Menschen". Sein Buch wurde in viele Sprachen übersetzt und war ein weltweiter Verkaufsschlager. Adolph Knigge verstarb 8 Jahre nach Herausgabe an Nervenfieber und Gallensteinen. Nach seinem Tod wurde das Buch von diversen Verlegern umgeschrieben und im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu aufgelegt. Der Name Knigge wurde im Laufe der Jahre zum Sinnbild für gute "Umgangsregeln". Dabei handelt es sich nicht um die Auflistung von Benimmregeln einer gehobenen Gesellschaft. Viel mehr ging es Knigge darum Umgangsformen zu finden, wie Menschen respekt- und sinnvoll miteinander leben können; ganz im Sinne der Aufklärung.
Bei diesem Anspruch wundert es nicht, dass das Buch immer wieder Ergänzungen bedarf, vor allem dann, wenn sich die Rahmenbedingungen für "guten Umgangsformen" ändern. Eine solche Anpassung wäre jetzt auch wieder nötig, wo man besser auf Händeschütteln und das Ablegen von Gesichtsmasken verzichten sollte. Der WDR hat sich neulich mit einer Knigge-Trainerin und einem Sozialpsychologen zusammengesetzt und einen sogenannten "Corona-Knigge" auf seiner Webseite veröffentlicht. Eingeleitet wird der Artikel mit den Worten: "An der Supermarkt-Kasse gibt es keinen Grund mehr zur Hetze: kein Einkaufswagen, der einem in die Hacken gerammt wird. Niemand drängelt, um seine Lebensmittel auf das Band zu schaufeln. So belastend die Corona-Beschränkungen auch sind, sie sorgen auch für Höflichkeit."
Da der Artikel den Umfang meines Impulses sprengen würde, hier der Link zum selber nachlesen: https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/coronavirus-anstand-verhalten-knigge-100.html
Es ist ein interessanter Artikel, der eines deutlich macht: Wenn beispielsweise das Händeschütteln jemanden gefährdet, dann lasse ich es besser; selbst wenn es vielleicht als unhöflich empfunden wird. Das Wechseln auf eine kontaktfreie Begrüßungsform ist dann nämlich kein Ausdruck von Respektlosigkeit, sondern -im Gegenteil- von Achtsamkeit. Ich finde Umgangsformen sollten den Menschen dienen, nicht umgekehrt und ob etwas höflich oder unhöflich ist, entscheiden wir als Gesellschaft. Darum verzichte ich aktuell auf den Handschlag und setzte stattdessen auf ein freundliches Hallo mit dem entsprechenden Handzeichen. Und wer es gerne etwas förmlicher mag: Die Verbeugung ist auch immer noch eine sehr respektvolle Form der Begrüßung :-)
Dienstag, 28. April 2020:
Jeder macht mit!
Seit gestern gilt in ganz Deutschland eine Maskenpflicht in Geschäften sowie in vielen öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln. Auch ich muss jetzt eine Gesichtsmaske tragen, wenn ich mit den Zug zu meiner Arbeit fahre.
Was in Korea, Japan und China für viele auch schon vor der Pandemie völlig normal war, ist für uns ausgesprochen ungewohnt. "Fühlt sich das blöd an!" war der erste Kommentar meiner Frau, als sie gestern vorm Einkaufen zum ersten Mal ihre Maske aufgesetzt hat.
Ich kann das gut verstehen; wir sind jetzt verpflichtet etwas zu tragen, was nicht nur unserem modischen Geschmack widerspricht, sie stören regelrecht, auch das Atmen fällt darunter schwerer. Aber keiner kommt drumherum: Eine Maskenpflicht besteht jetzt nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen europäischen Ländern, so auch in Tschechien.
Der tschechische Hersteller von Igráček, eine Art Playmobil in Tschechien, dachte sich, dass es doch nur fair wäre, wenn nicht nur wir Menschen solche Masken tragen müssten, sondern auch seine Figuren: "Das war ein spontaner Einfall", so Firmenchef Miroslav Kotik. Und so ist seine neue limitierte Auflage Igráček-Figuren nur noch mit Gesichtsmaske zu haben. Ein Teil des Verkaufserlöses soll der Anschaffung dringend benötigter und mittlerweile immer teurer werdender Schutzausrüstung für medizinisches Personal werden. In Tschechien sind die finanziellen Möglichkeiten des Gesundheitssystems deutlich eingeschränkter als in Deutschland und darum sind viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtung auf finanzielle Zuwendungen angewiesen, um den Schutz ihrer Patienten weiterhin sicherstellen zu können.
Wenn Sie sich über Ihre Maske ärgern, dann tröstet Sie vielleicht der Gedanke, dass wir alle im selben Boot sitzen, sogar die Spielfiguren von Igráček. Geteiltes Leid ist ja bekanntermaßen halbes Leid. Weil nun alle mitmachen, können die Masken auch ihre volle Effektivität im Kampf gegen das Corona-Virus entfalten. Denn die Masken schützen vor allem unser gegenüber vor Ansteckung und weil jetzt jeder eine Maske trägt, ist das Ansteckungsrisiko beim Einkaufen oder in Bus und Bahn für uns alle nun erheblich geringer als vorher. Da ich sehr oft mit dem Zug zur Arbeit fahren muss, bin ich ehrlich gesagt froh über die Maskenpflicht. Auch meine Eltern, die zur Risikogruppe gehören, freuen sich darüber, dass sie beim Einkaufen nun ein geringeres Risiko auf Ansteckung haben. Danke, dass Sie mit dem Tragen einer Maske mithelfen die Verbreitung des Virus einzudämmen! :-)
Wenn Sie noch nicht wissen, wo sie eine Atemschutzmaske herbekommen sollen: Entweder sie nähen Sie selbst (kostenlosen Video-Anleitung) oder Sie bestellen sich eine bei Playmobil (1,-€ des Verkaufserlöses gehen an das Deutsche Rote Kreuz): https://www.playmobil.de/online-shop/maske