Donnerstag, 30. April 2020:
In 100 Jahren...

Wie wird die Welt in 100 Jahren wohl aussehen? Werden wir dann schon alle Krankheiten durch die moderne Medizin geheilt und alle Probleme der Versorgung durch die moderne Technik gelöst haben? Wenn man sich anschaut, wie die Menschen vor 100 Jahren in Deutschland noch gelebt haben, scheint das gar nicht so unrealistisch zu sein:

  • Als ein Telefonanschluss noch ein absolutes Luxusgut war und die Kommunikation hauptsächlich über Briefe abgewickelt worden war.
  • Als das schnellste Transportmittel zum Reisen noch die Eisenbahn oder das Dampfschiff gewesen waren.
  • Als die meisten Menschen auf dem Land ihre Notdurft noch auf sogenannten Plumpsklos verrichten mussten.
  • Als die einzige Möglichkeit zum Lagern von frische Lebensmittel darin bestand, sie einzukochen, weil es noch keine Kühlschränke gab.

Wie werden wohl die Menschen in 100 Jahren auf uns heute schauen?

Eins dürfte wohl klar sein: Die aktuelle Corona-Pandemie wird in die Geschichtsbücher eingehen. Die Universitäten Hamburg, Bochum und Gießen haben für genau diesen Zweck das "Coronarchiv" gegründet. Dort sollen Erinnerungen, Alltagserfahrungen, Fundstücke, Bilder und Videos rund um die Corona-Krise gesammelt und archiviert werden, damit sich zukünftige Generationen ein Bild von dieser Situation machen und daraus lernen können.
Das "Coronarchiv" ist ein freies und offenes Onlineportal, zu dem jeder beitragen kann und das jedem zugänglich ist. Prinzipiell kann alles, was digital vorliegt oder sich digitalisieren lässt, hochgeladen werden: Texte, wie Tagebücher, Collagen, Briefe, E-Mails, Gedichte, Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, Einkaufszettel, Einsatzberichte, Aushänge, Warnhinweise, Verordnungen sowie Fotos, Zeichnungen, Bilder, Videos, Aushänge, Chats und Social-Media-Posts bis hin zu Sprachnachrichten, Songs und Lesungen.

Hier geht‘s zum "Coronarchiv"!

Aus der Geschichte kann man viel für das eigene Leben lernen. So lassen sich beispielsweise in der Vergangenheit gemachte Fehler zukünftig vermeiden oder auf Wissen aufbauen, das sich vorher schon gut bewährt hat.
Wenn Sie auch etwas in das "Coronarchiv" einbringen möchten, füllen Sie einfach dieses Formular aus: https://coronarchiv.geschichte.uni-hamburg.de/projector/s/coronarchiv/page/collect
Auf das unsere Erfahrungen dazu beitragen, die Welt von Morgen ein bisschen besser zu machen :-)

Mittwoch, 29. April 2020:
Corona-Knigge

 

Der deutsche Schriftsteller Adolph Freiherr Knigge kam 1788 auf die Idee ein Buch zu schreiben, welches sich mit "guten Umgangsformen" auseinandersetzte; es trägt den Titel "Über den Umgang mit Menschen". Sein Buch wurde in viele Sprachen übersetzt und war ein weltweiter Verkaufsschlager. Adolph Knigge verstarb 8 Jahre nach Herausgabe an Nervenfieber und Gallensteinen. Nach seinem Tod wurde das Buch von diversen Verlegern umgeschrieben und im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu aufgelegt. Der Name Knigge wurde im Laufe der Jahre zum Sinnbild für gute "Umgangsregeln". Dabei handelt es sich nicht um die Auflistung von Benimmregeln einer gehobenen Gesellschaft. Viel mehr ging es Knigge darum Umgangsformen zu finden, wie Menschen respekt- und sinnvoll miteinander leben können; ganz im Sinne der Aufklärung.

Bei diesem Anspruch wundert es nicht, dass das Buch immer wieder Ergänzungen bedarf, vor allem dann, wenn sich die Rahmenbedingungen für "guten Umgangsformen" ändern. Eine solche Anpassung wäre jetzt auch wieder nötig, wo man besser auf Händeschütteln und das Ablegen von Gesichtsmasken verzichten sollte. Der WDR hat sich neulich mit einer Knigge-Trainerin und einem Sozialpsychologen zusammengesetzt und einen sogenannten "Corona-Knigge" auf seiner Webseite veröffentlicht. Eingeleitet wird der Artikel mit den Worten: "An der Supermarkt-Kasse gibt es keinen Grund mehr zur Hetze: kein Einkaufswagen, der einem in die Hacken gerammt wird. Niemand drängelt, um seine Lebensmittel auf das Band zu schaufeln. So belastend die Corona-Beschränkungen auch sind, sie sorgen auch für Höflichkeit."
Da der Artikel den Umfang meines Impulses sprengen würde, hier der Link zum selber nachlesen: https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/coronavirus-anstand-verhalten-knigge-100.html

Es ist ein interessanter Artikel, der eines deutlich macht: Wenn beispielsweise das Händeschütteln jemanden gefährdet, dann lasse ich es besser; selbst wenn es vielleicht als unhöflich empfunden wird. Das Wechseln auf eine kontaktfreie Begrüßungsform ist dann nämlich kein Ausdruck von Respektlosigkeit, sondern -im Gegenteil- von Achtsamkeit. Ich finde Umgangsformen sollten den Menschen dienen, nicht umgekehrt und ob etwas höflich oder unhöflich ist, entscheiden wir als Gesellschaft. Darum verzichte ich aktuell auf den Handschlag und setzte stattdessen auf ein freundliches Hallo mit dem entsprechenden Handzeichen. Und wer es gerne etwas förmlicher mag: Die Verbeugung ist auch immer noch eine sehr respektvolle Form der Begrüßung :-)

Dienstag, 28. April 2020:
Jeder macht mit!

 

Seit gestern gilt in ganz Deutschland eine Maskenpflicht in Geschäften sowie in vielen öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln. Auch ich muss jetzt eine Gesichtsmaske tragen, wenn ich mit den Zug zu meiner Arbeit fahre.
Was in Korea, Japan und China für viele auch schon vor der Pandemie völlig normal war, ist für uns ausgesprochen ungewohnt. "Fühlt sich das blöd an!" war der erste Kommentar meiner Frau, als sie gestern vorm Einkaufen zum ersten Mal ihre Maske aufgesetzt hat.
Ich kann das gut verstehen; wir sind jetzt verpflichtet etwas zu tragen, was nicht nur unserem modischen Geschmack widerspricht, sie stören regelrecht, auch das Atmen fällt darunter schwerer. Aber keiner kommt drumherum: Eine Maskenpflicht besteht jetzt nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen europäischen Ländern, so auch in Tschechien.

Der tschechische Hersteller von Igráček, eine Art Playmobil in Tschechien, dachte sich, dass es doch nur fair wäre, wenn nicht nur wir Menschen solche Masken tragen müssten, sondern auch seine Figuren: "Das war ein spontaner Einfall", so Firmenchef Miroslav Kotik. Und so ist seine neue limitierte Auflage Igráček-Figuren nur noch mit Gesichtsmaske zu haben. Ein Teil des Verkaufserlöses soll der Anschaffung dringend benötigter und mittlerweile immer teurer werdender Schutzausrüstung für medizinisches Personal werden. In Tschechien sind die finanziellen Möglichkeiten des Gesundheitssystems deutlich eingeschränkter als in Deutschland und darum sind viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtung auf finanzielle Zuwendungen angewiesen, um den Schutz ihrer Patienten weiterhin sicherstellen zu können.

Wenn Sie sich über Ihre Maske ärgern, dann tröstet Sie vielleicht der Gedanke, dass wir alle im selben Boot sitzen, sogar die Spielfiguren von Igráček. Geteiltes Leid ist ja bekanntermaßen halbes Leid. Weil nun alle mitmachen, können die Masken auch ihre volle Effektivität im Kampf gegen das Corona-Virus entfalten. Denn die Masken schützen vor allem unser gegenüber vor Ansteckung und weil jetzt jeder eine Maske trägt, ist das Ansteckungsrisiko beim Einkaufen oder in Bus und Bahn für uns alle nun erheblich geringer als vorher. Da ich sehr oft mit dem Zug zur Arbeit fahren muss, bin ich ehrlich gesagt froh über die Maskenpflicht. Auch meine Eltern, die zur Risikogruppe gehören, freuen sich darüber, dass sie beim Einkaufen nun ein geringeres Risiko auf Ansteckung haben. Danke, dass Sie mit dem Tragen einer Maske mithelfen die Verbreitung des Virus einzudämmen! :-)
Wenn Sie noch nicht wissen, wo sie eine Atemschutzmaske herbekommen sollen: Entweder sie nähen Sie selbst (kostenlosen Video-Anleitung) oder Sie bestellen sich eine bei Playmobil (1,-€ des Verkaufserlöses gehen an das Deutsche Rote Kreuz): https://www.playmobil.de/online-shop/maske