Samstag, 18. April 2020:
Mit Fantasie wird alles bunt!

 

Fantasie gehört zu den wohl wichtigsten Evolutionsvorteilen des Menschen. Mit Hilfe der Fantasie war es dem Menschen möglich Werkzeuge herzustellen, eine Sprache und Kultur zu entwickeln, Kunstwerke zu erschaffen und sich gegenüber allen anderen Lebewesen auf der Erde zu behaupten.
Fantasie gehört zu den ersten Dinge, die wir nach unserer Geburt entwickeln und begleitet uns ein Leben lang. Vor allem bei Kindern kann man beobachten, was für einen Bedeutung die Fantasie für die Wahrnehmung der eigenen Umgebung hat.
Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern; so vieles wie möglich habe ich zu einem Spiel gemacht: Beim Spaziergehen habe ich versucht mittig auf die Bürgersteigplatten zu treten und auf keinen Fall auf die Fugen zu berühren; im Wohnzimmer bin ich von Sessel zu Sessel gehüpft, weil der Boden zu "Lava" geworden ist; und ab und zu habe ich mich unter meiner Bettdecke verkrochen und diese zu meiner "Höhle" gemacht. Heute mache ich so etwas nicht mehr. Meine beiden Nichten sind jetzt in diesem Alter und auch die beiden haben eine blühende Fantasie! Doch mir fällt es sehr schwer mich in ihre Fantasiewelt hineinzubegeben. Irgendwie habe ich im Laufe der Jahre die Fähigkeit dazu verloren. Schade eigentlich.

Aber manche Menschen versuchen sich auch im Erwachsenenalter diese Fantasie zu bewahren. So auch ein Vater aus dem britischen Ort Stockport: Jeden Tag joggt der Hobbykampfsportler in seinem Spiderman-Kostüm durch die Straßen des Ortes und führt, wann immer er Kindern begegnet, ein paar Kampfsporttricks auf, ganz wie sein Superheldenvorbild. Für die Kinder ist er der Spiderman, den sie aus Comics und Kinofilmen kennen. Er gibt ihnen Mut durchzuhalten und sie freuen sich ihn jeden Tag vom Fenster oder Vorgarten aus zuwinken zu können.
In Großbritannien herrscht schon seit Wochen eine strenge Ausgangssperre, man darf das Haus nur noch zum Einkaufen, Arbeiten und einmal am Tag zur sportlichen Ertüchtigung verlassen. Letzteres nutzt der Hobby-Superheld, um mit seinem Kostüm etwas Leben und Fantasie in seinen Heimatort zu bringen.
Er weiß natürlich, dass die wahren Helden die Menschen in Medizin und Pflege sind, aber er trägt seinen Teil zur Aufmunterung der Menschen bei. „Ich freue mich auf jeden Tag an dem ich meine Übungen machen kann, ich halte genügend Abstand zu den Menschen und trage immer meine Maske und meine Handschuhe. Aber auch aus der Ferne ist die Reaktion der Menschen überwältigend." Auch die örtliche Polizei freut sich über diesen Einfall: "Er bringt Abwechslung in den Ort und ermuntert die Kinder zu Hause zu bleiben."
Diese Idee findet mittlerweile immer mehr Nachahmer, nicht nur als Spiderman, auch Batman fährt jetzt regelmäßig mit dem Fahrrad durch den Ort.
Den ganzen Videobericht in englischer Sprache können Sie sich hier anschauen.

Ich finde es bemerkenswert, wenn Menschen ihre Fantasie wieder ausleben. Durch solche Menschen fühle ich mich ermutigt die Welt auch wieder mit ein bisschen mehr Fantasie zu sehen. Ich werde wohl nicht mehr von Sofa zu Sofa springen, aber vielleicht mache ich mal wieder eine Fantasiereise.
Was würde Ihnen denn so einfallen, wenn Sie Ihrer Fantasie freien lauf lassen würden? :-)

Freitag, 17. April 2020:
Hinter jeder Uniform steckt ein Mensch

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich habe vor Polizeibeamten immer schon einen großen Respekt gehabt. Wenn ich auf der Straße einem Polizeibeamten begegne, dann achte ich genau auf das was ich tue, grüße freundlich und versuche bloß nicht negativ aufzufallen. Dabei erkenne ich einen Polizeibeamten ausschließlich an seiner Uniform. Auch wenn ich an einen Polizisten denke, dann stelle ich mir immer einen Menschen in Polizeiuniform vor.
Ich hatte mal eine Nachbarin, die von Beruf Polizistin war. Ich war ganz überrascht, als nach einige Wochen erstmals von ihrem Beruf erfahren habe. Ich habe es ihr nicht angesehen, weil sie zu Hause nie eine Uniform getragen hat. Da wurde mir erst einmal bewusst: In jeder Uniform steckt ein ganz normaler Mensch, mit einem ganz normalen alltäglichen Familienleben. Sie gehen genauso einkaufen wie ich und haben zu Hause die selben Aufgaben und Probleme wie ich.

Meine heutige gute Nachricht ist ein Erlebnis des Dortmunder Profi-DJs Lukas: Wie seine italienischen Kollegen, wollte auch er seine Nachbarschaft mit einer Balkonparty beglücken, bis plötzlich ein Polizeiwagen mit Blaulicht vorfuhr. Reflexartig schaltet Lukas die Musik ab, doch statt die laute Musik zu unterbinden riefen die Polizisten dem DJ entgegen, die Musik doch bitte wieder an zu machen. Mit Blaulicht und vielen bunten Lichter von den angrenzenden Balkonen feierten die Beamten zusammen mit Lukas und seinen Nachbarn bis in die frühe Nacht hinein. Ein wirklich schönes Bild!

Als ich das Video von dem italienischen Balkon-DJ gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, dass so etwas auch in Deutschland möglich wäre. Umso schöner, dass es auch bei uns geht und sogar die Polizei dabei mitmacht :-)
Wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, sich als DJ in Ihrer Nachbarschaft zu versuchen: Vergessen Sie nicht vorher bei Ihren Nachbarn und dem Ordnungsamt Bescheid zu sagen, damit es nicht doch zu einer bösen Überraschung kommt ;-)

Donnerstag, 16. April 2020:
Musik, Balsam für die Seele

 

Wohl kein Kulturgut ist so alt, wie die Musik. Lange bevor es Schrift gab, ja sogar bevor man die erste Sprache gesprochen hat, haben die Menschen rhythmische Klänge erzeugt. Die Musik war geboren. Musik ist so fest in die DNS des Menschen verwoben, dass man ihr wirklich überall begegnet: In jedem Land auf der Welt, ja sogar bei den weitgehend isolierten Urwaldstämmen Südamerikas hört man musikalische Klänge. Wo immer Menschen sind, da ist auch Musik; und so vielseitig die Menschen sind, so vielseitig ist auch die Musik. Allein bei Wikipedia werden 113 Musikrichtungen beschrieben, wovon jede noch zahlreiche sogenannte "Subgenres" besitzen. Musik macht nicht nur unsere Identität als Menschen aus, sie hat auch einen wesentlichen Einfluss auf unser Befinden, unsere Stimmung, unsere Emotionen. Musik kann einem zum Lachen oder zum Weinen bringen. Sie kann einen traurig oder fröhlich, wütend oder ausgeglichen machen. Musik ist ein regelrechtes Multifunktionswerkzeug des Menschen.

Eine Flötenlehrerin des Aachener Sinfonieorchesters hat, zusammen mit ihren Schüler*innen, ein virtuelles Flötenkonzert ins Leben gerufen, bei dem die verschiedene Flötist*innen Lieder für Senior*innen in Altenheimen spielen. Diese Lieder wurden individuell aufgenommen und zu einem großen Video zusammengeschnitten. Neben bekannten Stücken wie "Summ, summ summ", "Kuckuck" oder "Freude schöner Götterfunken", sind auch unbekanntere Werke mit dabei. "Die erste Bewohnerin lauscht gerade schon. Sie hat immer gerne gepfiffen.", schrieb eine Pflegerin des Franziskusheims. Das virtuelle Hauskonzert wird allen interessierten Altenheimen kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Video und Kontaktmöglichkeiten gibt es bei Facebook.

Vielleicht hat Sie dieser Impuls gerade ermutigt, jetzt auch wieder musikalisch aktiv zu werden, oder Sie haben einfach Lust bekommen, wieder Musik zu hören. Auf YouTube gibt es eine große Auswahl an talentierten Menschen, die ihre selbst gemachte Musik mit anderen teilen möchten: Je nach Vorlieben einfach nach "Gitarre", "Klavier", "Schlagzeug", "Flöte", "Saxophone" etc. suchen. Und auf YouTube ist auch noch ganz viel Platz für eigene Kreationen :-)