Freitag, 24. April 2020:
Es gibt doch immer etwas zu meckern!

 

Die Deutschen gelten gemeinhin als sehr kritisch gegenüber allem und jeden. Man kann es uns einfach nicht Recht machen: "Der Winter ist zu kalt" oder "es ist viel zu warm!"; "es ist immer nur am Regnen!" oder "es viel zu trocken!"; "das ist viel zu teuer!" oder "die Qualität stimmt nicht!"; "die Nachbarn sind zu laut!" oder "man hört ja nichts mehr voneinander!" und so weiter und so weiter. Diese Mecker-Kultur spiegelt sich nicht zuletzt auch in dem Erstarken der sogenannten "Protestparteien" wider, wie wir es vor allem in den letzten Jahren immer mehr erlebt haben. Dabei war es völlig egal wen man gefragt hat, ob Grüne, Linke oder die AFD, alle waren sich darin einig, dass es kein "weiter so" mehr in Deutschland geben dürfe. Es scheint fast so, als hätten wir Deutschen das Meckern im Blut. So jedenfalls war es vor der Corona-Krise...

In ihrer gestrigen Pressekonferenz sagte Kanzlerin Angela Merkel: "Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung." Sie meinte damit vor allem die Beschränkungen unseres Alltags: "Kaum eine Entscheidung ist mir in meiner Amtszeit als Bundeskanzlerin so schwer gefallen wie die Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte." Ob man ihr das nun glaubt oder nicht, sei erst einmal dahingestellt. Schön finde ich allerdings die lobenden Worte, die unsere Kanzlerin in dieser Pressekonferenz an alle Bürger*innen gerichtet hat, die diese Einschränkungen geduldig hinnehmen und die so maßgeblich dazu beigetragen, dass die Folgen der Pandemie in Deutschland bisher vergleichsweise glimpflich verlaufen, auch weil so sehr auf die älteren Menschen geachtet werde: "Diese 80-, 90-Jährigen haben unser Land aufgebaut. Den Wohlstand, in dem wir leben, haben sie begründet.", so Merkel.

Ich finde es wirklich erfrischend, dass mittlerweile etwas weniger gemeckert und viel mehr gelobt wird. Auch finde ich es schön, dass sich viele von uns, trotz aller Differenzen, zusammennehmen und füreinander da sind. Einmal nicht nur das negative in den Dingen seien, sondern schauen, dass wir zusammen das Beste aus der Situation machen und uns gegenseitig darin unterstützen. Ich pflichte Frau Merkel bei: So viel Solidarität wie in den letzten Wochen, sah man vor der Krise nur sehr selten. Schön, dass wir Deutschen nicht nur meckern können, wenn es darauf ankommt :-)

 

Donnerstag, 23. April 2020:
Geht ins Ohr, bleibt im Herz

Erinnern Sie sich noch an den Impuls, wo ich ein Video der Feuerwehr Aachen gezeigt habe, die mit ihren Einsatzfahrzeugen durch die Aachener Wohngebiete gefahren ist und dabei per Lautsprecher ein selbst eingesungenes Lied gespielt hat?
Falls nein, schauen Sie sich den Impuls vom 7. April einfach noch einmal an.
Falls ja, habe ich hier noch einmal eine Steigerung gefunden. Die Nachricht ist zwar der vom 7.4. sehr ähnlich, aber trotzdem so schön, dass ich sie einfach nicht unerwähnt lassen möchte:

Im Ruhrort Ennepetal gibt die Feuerwehr Live-Konzerte via Drehleiter. In mehreren Metern Höhe spielen begabte Feuerwehrmänner und -frauen "Freude schöner Götterfunken" auf der Trompete.
Frei nach einem Zitat vom Schriftsteller Vicrot Hugo: "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." Und so findet auch diese Aktion bereits zahlreiche Nachahmer unter anderem in Warendorf und Aschau im Chiemgau.

In Zeiten, wo wir Musik fast nur noch aus dem Lautsprecher hören, hat live gespielte und gehörte Musik noch einmal einen besonderen Wert. Sie schafft eine persönliche Nähe, ohne dass Körperkontakt ja sogar ohne dass Sichtkontakt notwendig ist. Vor Corona hörte man fast in jeder Fußgängerzone, bei Stadt- und Gemeindefesten, Festivals, Gottesdiensten und Konzerten live gespielte Musik. Jetzt ist das leider kaum noch möglich. Eine Nachbarin von mir übt in letzter Zeit fast täglich mit ihrer Gitarre. Was mich früher nach Feierabend wohl eher genervt hätte, bereitet mir nun im Home-Office große Freude. Wenn Sie ein Instrument spielen oder nach langer Zeit wieder damit anfangen möchten, dann möchte ich Sie hiermit dazu ermutigen! Selbst wenn Sie noch viel üben müssen, ihre Nachbarn werden es Ihnen vermutlich trotzdem danken :-)

Mittwoch, 22. April 2020:
Vorurteile

Meine Frau geht unglaublich gerne auf Konzerte. Vor allem interessieren sie Bands wie Nightwish, Scorpions oder AC-DC. Karten für diese Konzerte kosten gut und gerne 70,- Euro oder mehr; pro Person wohl gemerkt. Hinzu kommen noch erhebliche Einnahmen beim Verkauf von Fanartikeln. So kommen, je nach Größe des Veranstaltungsortes, mehrere 100.000 Euro an Einnahmen zusammen. Eine unfassbare Summe, wenn man es auf den Stundenlohn eines Bandmitgliedes herunterrechnet, selbst wenn man die Kosten für Miete, Marketing, Technik etc. abzieht. Klar, der extravagante Lebensstil eines Superstars muss ja auch irgendwie finanziert werden. Ich als preisbewusster Mensch schüttle bei solchen Ausgaben immer mit dem Kopf. Meiner Frau aber ist das wichtig und was so ein echter Fan ist, gibt auch gerne Geld für seine Stars aus. Das ist auch beim Fußball nicht anders.

Doch wie ich schon einmal in einem Impuls geschrieben habe, ruft die Corona-Krise auch viele positive Eigenschaften bei den Menschen hervor und so war ich völlig überrascht, als ich gelesen habe, dass *viele Superstars* am vergangenen Samstag ein kostenloses, virtuelles Benefits-Konzerte im Fernsehen und im Internet gegeben haben. Sänger*innen wie Lady Gaga, Elton John, Paul McCartney, Taylor Swift und auch die deutsche Band Milky Chance aus Kassel nutzten ihre Bekanntheit und ihr Können und spielen von zu Hause aus ihre besten Hits, um damit Spenden für einen Fonds der WHO zum Kauf von Schutzausrüstungen und Tests zu sammeln.

Ich musste erkennen, dass ich oft doch von einigen Vorurteilen geprägt bin. Ich hätte vielen dieser Superstars so eine Aktion jedenfalls nicht zugetraut. Ich freue mich, dass ich mich geirrt habe und werde dieser Tage noch einmal genau prüfen, ob ich vielleicht auch bei anderen Dinge falsche Vorurteile im Kopf habe, die ich noch einmal überdenken sollte. Gerade Krisenzeiten bieten sich immer an einen Sündenbock zu suchen und Vorurteile zu pflegen. In diese Falle möchte ich bewusst nicht mehr treten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen vorurteilsfreie Tage :-)