Mittwoch, 15. April 2020:
Es geschehen noch Zeichen und Wunder
In alter Zeit bis in die Neuzeit hinein war die Existenz von Wundern eine Selbstverständlichkeit. Keiner zweifelte daran, dass Jesus an Ostern von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Auch die Wunder, die hunderte heiliggesprochene Menschen nach Jesus vollbracht haben, wurden ohne Skepsis von der breiten Gesellschaft anerkannt. Heute würden die meisten das vermutlich als Naivität abtun, denn in der Neuzeit hat die Naturwissenschaft in die Gesellschaft Einzug gehalten. Somit sind Wunder, die ja per Definition etwas sind, was gegen die normalen Gesetzmäßigkeiten abläuft, naturwissenschaftlich ausgeschlossen. War es das also mit Wundern? Sind sie nur Lug und Trug und heute völlig bedeutungslos für uns? Diese Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen. Ich als naturwissenschaftlich begeisterter Theologe habe gelernt wieder offen zu sein für Wunder, die immer noch in dieser Welt geschehen. Ich werde nun drei Beispiele nennen, die ich immer noch als Wunder bezeichnen würde und die trotzdem mit den naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten im Einklang stehen:
- Vor einigen Tagen habe ich gelesen, dass mittlerweile mehrere Hundertjährige überall auf der Welt eine Infektion mit COVID-19 überstanden haben, unter anderem eine 102-jährige Frau aus Genua: "'Wir können uns das nicht erklären. Ihre Genesung ist für uns ein Hoffnungsschimmer im Sturm, den wir erleben', sagte Raffaele De Palma, Leiter der Immunologie-Abteilung des Krankenhauses 'San Martino' in Genua, im Gespräch mit der Tageszeitung 'Secolo XIX'." (Quelle: Austria Presse Agentur)
- Am 4. April 2020 haben Baraa und Ammar in Dora im Westjordanland geheiratet. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen und mit Handschuhen und Mundschutz ausgerüstet, haben sie sich das JA-Wort gegeben. (Quelle: Tagesschau.de)
- Mittlerweile zeigt sich eine unfassbare Solidaritätswelle auf der Welt: "Menschen helfen sich gegenseitig, achten aufeinander, machen sich Mut. In Italien fangen die in ihren Wohnungen isolierten Menschen an, auf den Balkonen zu singen und miteinander zu musizieren. Sie gehen in Kontakt, winken sich zu, nehmen sich wieder wahr, ein neues Nachbarschaftsgefühl entsteht. Über Facebook und YouTube geben Menschen gerade Konzerte, sie lesen aus ihren eigenen Büchern oder Lieblingsbüchern, rezitieren Gedichte, geben Trommelunterricht. Über Twitter wird Nachbarschaftshilfe organisiert und Menschen, die ihre Einsamkeit äußern, wird von wildfremden Menschen angeboten, mit ihnen zu skypen." (Quelle: Focus Online)
Und natürlich die vielen anderen Beispiele von Solidarität, die ich in meinen vorangegangenen Impulsen schon genannt habe.
Ob es sich bei diesen drei Beispielen nun um Wunder handelt oder nicht, ist wohl Ansichtssache. Zumindest aber kann man sagen, dass es für Krisenzeiten sehr ungewöhnliche Nachrichten sind. Für mich jedenfalls sind es Wunder des Alltags, die mir gerade jetzt besonders viel Hoffnung schenken.
Ich habe mich selbst darüber gewundert wie viele Wunder ich in der Welt entdecke, wenn ich offen dafür bin. Ich ziehe viel Kraft aus ihnen, man könnte auch sagen sie haben mein Leben insgesamt im wahrsten Sinne des Wortes ein bisschen wundervoller gemacht :-)
Diese Kraft wünsche ich auch Ihnen, vor allem in diesen Tagen aber auch darüber hinaus!