Donnerstag, 9. April 2020:
Das Beste im Menschen

 

Ich kenne kaum jemanden, der sich nicht über die Auswirkungen der Hamsterkäufe aufregt: Seit Wochen schon bekommt man kaum noch Toilettenpapier, Küchenrollen, Seife, Hygienemittel, Hefe oder Mehl. Auch wenn sich bei manchen Produkten die Verfügbarkeit langsam wieder bessert, so zeigt es uns doch wie egoistisch Menschen reagieren können, wenn sie ihr Leben in Gefahr glauben. Ja, auch ich habe mir zur inneren Beruhigung einen kleinen Vorrat Konserven und Nudeln angelegt.

Aber ich habe auch gemerkt: Ist dieser erste Fluchtimpuls durch das Ansammeln von Vorräten erst einmal überwunden, kann der Mensch zu unfassbarer Solidarität fähig sein: Selten habe ich so viele gute Nachrichten auf Twitter, Instagram, Tagesschau und Co. gelesen, die davon erzählen, wie Menschen anderen Menschen helfen und etwas abgeben:

  • Letztens bin ich bei Twitter auf diesen Post eines Mieters gestoßen: "Mein Vermieter hat von selbst (!) uns Mieter*innen Verständnis geäußert, falls wir wegen der Corona-Pandemie keine Mieten zahlen können und obendrein 5000€ der Hausgemeinschaft für Notfälle zur Verfügung gestellt. Können wir bitte auch über solche Gesten sprechen?"
  • Oder die Aktion für obdachlose und arme Menschen, bei der Lebensmitteltüten an Zäunen gehängt wurden, als noch die Tafeln geschlossen waren.
  • Oder die große Resonanz bei den freiwilligen Erntehelfern auf daslandhilft.de
  • Oder die Menschen, die jetzt Atemschutzmasken aus Stoff herstellen und diese tragen, wenn sie unterwegs sind, um damit andere Menschen zu schützen.
  • Oder die ganzen Tauschbörsen, die jetzt wieder aktiv werden um Dinge zu tauschen, die andere brauchen, man selbst aber nicht mehr brauchen kann und umgekehrt (einfach nach "Tauschbörse" googeln).
  • Oder alle, die jetzt Gutscheine von den lokalen Geschäften kaufen, damit sie durch die Krise kommen können.
  • Oder die vielen Menschen, die für ihre älteren Nachbarn und Angehörigen einkaufen gehen, damit sie sich nicht der Gefahr einer Ansteckung aussetzen müssen.
  • Oder die Eltern, die ihren Kindern dabei helfen, den geforderten Lernstoff zu verstehen.
  • Oder…
  • Oder..
  • Oder.

Ich überlasse es gerne Ihnen und Ihren Erfahrungen diese Liste weiter zu vervollständigen. Wenn ich eines durch das Schreiben meiner Impulse in dieser Krise gelernt habe, dann das die gute Nachrichten nicht ausgehen werden :-)

Mittwoch, 8. April 2020:
Not macht erfinderisch

 

Wenn der Mensch etwas braucht, er aber keine Möglichkeit hat daran zu kommen, dann wird er kreativ und überlegt sich Alternativen. Bei Kindern kann man dieses Verhalten sehr oft beobachten, vor allem, wenn man ihnen etwas verboten hat und sie dann nach Möglichkeiten suchen dieses Verbot zu umgehen.
Aber auch in Zeiten des Mangels, wie am Ende des 2. Weltkriegs, konnte man dieses Verhalten bei Menschen beobachten: Weil kaum Kaffeebohnen vorhanden waren, wurde ein Kaffeeersatz aus Malz und anderen heimischen Gewürzen gebraut; und weil es auch keine passenden Kaffeefilter gab, nutzte man stattdessen Seidenstrümpfe zum Filtern.

Ich bin froh, dass wir Menschen diesen Erfindungsreichtum seit dem 2. Weltkrieg nicht verloren haben. Zwar fehlt es uns in diesen Tagen zwar nicht an Kaffeefiltern, aber dafür an ausreichend vielen Beatmungsgeräte für infizierte Menschen mit starken Atembeschwerden. Vor allem in Italien gibt es schon seit Wochen nicht genug Beatmungsgeräte in der Intensivmedizin. Renato Favero, ein italienischer Arzt im Ruhestand hatte dann eine Idee und entwickelte zusammen mit dem italienischen Startup-Unternehmen Isinnova eine Lösung zur Beatmung von Intensivpatienten mit Hilfe von umgebauten Schnorchelmasken. Diese sind nämlich gerade jetzt, wo der Tourismus weltweit eingebrochen ist, massenhaft verfügbar und können mit Hilfe von 3D-Druckern relativ einfach zu Behelfs-Atemmasken für die Beatmung umgebaut werden. Sie ersetzen dabei zwar nicht ein medizinisches Beatmungsgerät, aber sie können den Patienten so lange am Leben erhalten, bis wieder eines frei wird. Mit dieser Idee rettet Renato Favero hunderten Menschen das Leben. Neben Italien profitieren auch Spanien, Belgien, Frankreich, Brasilien, Tunesien und Marokko von den bislang kostenlos gelieferten Behelfs-Atemmasken. Die Anleitung zum Nachbauen hat die Firma Isinnova übrigens kostenfrei ins Internet gestellt.

Es gibt viele gute Beispiele wie Menschen in der Not erfinderisch geworden sind. Vielleicht hatten Sie auch Mal eine Idee, die Ihnen in der Not gekommen ist und wovon auch andere profitieren können?
Wenn ja, teilen Sie Ihr Wissen! Entweder selbst auf der Ideenplattform Pinterest oder durch mich auf dieser Homepage. Schreiben Sie hierzu einfach eine E-Mail mit Ihrer Idee an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dienstag, 7. April 2020:
Dankbarkeit ist keine Einbahnstraße

Ich habe vor einigen Tagen mal einen Impuls geschrieben, in dem ich davon berichtet habe, wie wertvoll Dankbarkeit ist und dass jeder Mensch gerne von anderen für das was er tut gelobt wird. Ich habe in diesem Impuls davon berichtet, wie Menschen an Ihren Wohnungsfenstern und Balkonen standen und gemeinsam für Polizisten, Ärzte, Pflegekräfte, Entsorgungsfachkräfte, Einzelhandelsfachkräfte usw. applaudiert und für sie gesungen haben.
Doch Dankbarkeit ist eben keine Einbahnstraße. Auch das sich zurücknehmen Müssen, Kontakt mit geliebten Menschen vermeiden, so oft und so lange es geht zu Hause zu bleiben, ist nicht einfach und erfordert viel Kraft.

Das Wissen auch die Sicherheitskräfte und darum erleben wir in immer mehr Städten, wie sich Sicherheitskräfte bei denen bedanken, die zu Hause bleiben, dafür, dass sie sich derart im Alltag zurücknehmen. Dafür haben sich die Polizist*innen und Feierwehrleute etwas recht ungewöhnliches ausgedacht: In Frankfurt am Main beispielsweise fährt die Polizei abends mit ihren Einsatzfahrzeugen durch die Stadt und spielt Circle of Life von Elton John während ihr Blaulicht die Straßen beleuchtet (Video dazu bei Facebook). Diese Idee haben Polizei und Feuerwehr in Aachen aufgegriffen und fahren nun ebenfalls lautstark mit ihren Fahrzeugen durch die Aachener Wohngebiete. Allerdings haben sich die Aachener für eine vom Polizeikommissar Oliver Schmitt selbstvertonte Variante des Udo-Jürgens-Klassikers "Und immer wieder geht die Sonne auf" entschieden:

Dankbarkeit ist eben keine Einbahnstraße, das gilt nicht nur für uns als Gesellschaft, sondern fängt schon im Privaten an. Gerade, wenn man lange Zeit aufeinander hockt, wie meine Frau und ich zur Zeit, der wir uns beide im sogenannten Home-Office befinden, kann Dankbarkeit echt Balsam für eine Beziehung sein und helfen so manchen Ausbruch bereits im Vorfeld zu beruhigen. Vielleicht hilft es Ihnen zu Hause auch, den Menschen um Sie herum Dankbarkeit zu zeigen. Dankbarkeit wirkt wie eine warme Decke in der Kälte der sozialen Isolation. Und wie heißt es doch so schön? "Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus." :-)